Teamlife - Sieger werden in schlechten Zeiten geboren

Ralph Krueger, Cheftrainer der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft über Motivation, Teamgeist und Erfolg.

Lebendig, fesselnd, gespickt mit Erkenntnissen aus dem eigenen Leben spricht Ralph Krueger und weiss, den Zuhörer mit seiner direkten, offenen Art nachhaltig zu überzeugen. «Die Mannschaft allein entscheidet, ob sie es schafft oder nicht, sie ist Meister ihrer Gedanken».

Seinen ersten Job als Eishockey-Trainer hat Krueger in Feldkirch angetreten, damals war diese Mannschaft an 16., also letzter Stelle in Österreich. Mit dieser Mannschaft hat er ganz unten begonnen, nämlich mit 15 Spielen ohne Sieg. Doch wenn es schlecht geht, man eine Mauer vor sich sieht, dann sind das die lehrreichsten Zeiten, in welchen Sieger und Gewinner geboren werden. Ralph Krueger hatte damals alles analysiert und die richtigen Lehren daraus gezogen und zwölf Monate später war er mit dieser Mannschaft zum ersten Mal österreichische Meister.

Das stärkste Orchester bauen
Als er die Schweizerische Eishockey-Nationalmannschaft zusammen setzte, habe er bereits im Juni 1997 50 Spieler einberufen. Jenen, welche dies zu früh im Jahr fanden, habe er gesagt: «Wenn Du nicht kommst, verliere ich sicher Deine Telefonnummer.» Seine Spieler hätten gelernt, gemeinsam zu denken, die gleiche Sprache zu sprechen und auf einer einzigen Schiene unterwegs zu sein. Die Egos hätten sie im Kofferraum ihres Wagens ablegen müssen. Er habe keine Angst vor grossen Egos, beteuert Ralph Krueger, aber eine wahre Persönlichkeit könne sich der Gruppe unterordnen und stelle das Team vor die eigene Person. Es gebe nur eine Frage zu stellen: «Was ist gut für die Mannschaft?» In der Gruppe könnten wir, wenn die Erwartungen geklärt seien, mehr erreichen als alleine. Die Instrumente für ein gemeinsames Spiel in Form von Stärken wie Schwächen seien da. Als geeignetste Musik für seine Mannschaft habe sich Vivaldi erwiesen, mit diesem gemeinsamen Nenner habe er das stärkste Orchester bauen wollen. 22 Männer intonierten diese Musik, da habe er keinen Beethoven geduldet. Denn schon bald wolle der nächste Mozart spielen und ein anderer Rock und er sei nur noch Statist. Ralph Krueger spricht auch nicht von Teamgeist sondern von Teamlife. Das wichtigste sei eine offene, ehrliche Kommunikation, bei der man sich in die Augen sehe. Zerstörerisch aber wirke Klatsch, er gehe wie eine Krankheit durch eine Mannschaft. Man sollte nie über andere negativ sprechen, ohne ihnen helfen zu wollen.

Ausgleich und Quelle in der Natur
Mit Vorliebe gehe er in die Natur und studiere sie, bekundet Krueger, weil auch die Menschen aus der Natur geschnitten seien. Dabei sehe er, dass die Natur mit ihren Stärken lebe und zitiert dazu ein Gedicht mit dem Beginn: «Wenn du keine Pinie auf dem Hügel sein kannst, dann sei der beste Busch im Tal.» Wir alle hätten Schwächen und Ticks, aber wir sollten darüber nachdenken, wie wir Kopf, Herz und Körper kontrollierten. Mit dieser Führung fange unsere Verantwortung an. Dazu gehörten eine gesunde Ernährung, Leidenschaft und Liebe zu allem, was wir tun, der Einsatz unseres Talentes und ein Siegerlebensstil. Zur Veranschaulichung zitiert er Shakespeare: «Es gibt nichts Gutes oder Schlechtes, das Denken macht es so.»

«Wir alle tragen in unserem Kopf eine Festplatte mit unseren Verhaltensmustern; was wir heute sind, hängt davon ab, wann sie programmiert wurde». Hier weist Ralph Krueger auf den Terror in New York hin und meint dazu, dass es im Leben auch dunkle Zeiten gebe, die Realität sei zuweilen unangenehm, das Leben wolle uns oft genug testen und sei hart mit uns. Nur, wir müssten dem ins Auge sehen und bereit sein, die Festplatte zu korrigieren. «Wer möchte denn einen katastrophalen Werdegang haben?» Niemand. Deshalb sei es wichtig, sich eine einfache Kette zu merken: Gedanken - Worte - Aktion - Angewohnheit - Charakter. Positive Gedanken führten zu positiven Worten, diese zu positiven Aktionen und so weiter. Deshalb müssen wir über Probleme sprechen und nicht vor ihnen davon rennen. Wenn jemand mit Problemen zu ihm komme, versuche er, gemeinsam eine Lösung zu finden. Würden diese Ratsuchenden trotzdem weiterhin damit zu ihm kommen, fühle er sich als deren Tankstelle ausgenützt. Daher rät er, sich Leute auszusuchen, die einem einen Austausch bringen.

Motivation ist Grund, ist Sinn
Einen automatischen Erfolg gibt es nicht. Was uns wichtig und wertvoll ist, ist auch schwierig zu bekommen und zu behalten. Es gibt keine Abkürzungen. Wir müssen uns die Siegesemotionen erarbeiten, die meisten erreichen sie nicht, weil sie damit zu früh aufhören. Sind wir mit der Zeit nicht mehr bereit, den ursprünglichen Preis zu bezahlen, verlieren wir die Dinge im Leben, die uns wertvoll sind.

Menschen, die ständig besser werden wollen, kann nichts aufhalten. Schon seit einiger Zeit hat er es aufgegeben, Mehrjahrespläne zu machen, denn er tue jetzt in diesem Moment das Beste. Es gebe kein Glück und keine Zufälle, das machen wir selber. Nur eines zählt und ist immer mit uns: unser Charakter. Man besteht aus dem, was man tut. «Wenn wir die nächsten fünf Jahre alles so weiter machen wie heute, gefällt uns das dann noch? Was könnten wir besser machen?» Mit einem Plan können wir unsere Welt verändern.

Schritt für Schritt zum Erfolg
«Der Erfolgsplan basiert auf vier Schritten: 1. Wir müssen unsere Beziehungen auf die gleichen Erwartungen gründen und diese immer wieder miteinander diskutieren. 2. Wir müssen klären, wie wir Respekt, Disziplin und Spielregeln leben wollen. 3. Was wir anstreben, sollte ausserhalb unserer Reichweite sein. Erfolg heisst, an die Grenzen zu stossen. Denn Motivation ist Grund, ist Sinn. Über das Warum und Wohin gibt uns niemand eine Antwort. Darum ist das auch das Schwierigste. Heute ist so viel gegeben, dass es nicht einfach ist, zu motivieren. Und 4. braucht es kleine Schritte, Geduld und die Verpflichtung, etwas zu tun. Das sind die Bausteine unserer Träume. Was zählt ist die Reise zwischen Anfang und Ende.»

Quelle: Vortrag Ralph Krueger, 20. September 2001, Altendorf/SZ