Arbeitsplätze oder höhere Leistungsbereitschaft und Produktivität?

26. Januar 2005

Der Ruf nach Arbeitsplätzen - oder nach Produktivität? - Und wo ist die Leistungsbereitschaft, die Innovationskraft von «Anders-Denkenden?» Oder, wie das anhaltende medial interessant inszenierte «Geschrei» nach Arbeitsplätzen einen seriösen Unternehmensgeist «krank» machen kann. Ökonomisch betrachtet muss diese Forderung dringend einem Perspektivenwechsel unterzogen werden. Mehr Richtung Eigenverantwortung und Wirtschaftlichkeit.

Die Forderung nach mehr Arbeitsplätzen ist verständlich und wohl für jeden nachvollziehbar. Und dennoch: dieses unermüdliche Drängen aus verschiedenen Kreisen (vor allem von Politikern und «vermeintlichen Wirtschaftsexperten») muss endlich in ein, für die gesamte Volkswirtschaft, vorteilhafteres Licht gerückt werden.

Politisch hiesse dies, mehr von der Sozial- zur Betriebs- und Marktwirtschaft zu rücken und diese zu fokussieren. So könnte es uns gemeinsam als Volkswirtschaft gelingen, endlich wieder Wachstum und Produktivitätszuwächse zu erarbeiten. Oder sind wir, geprägt von den üppigen Jahren, noch so fett und fühlen uns so komfortabel und schläfrig, dass wir noch nicht gemerkt haben, dass es unsere primäre Aufgabe ist, selbst fürs eigene Überleben und Wohl zu sorgen; durch mehr Leistung, mehr Kundenorientierung, mehr Innovation und mehr Risikobereitschaft. Österreichs positive Entwicklung nach dem Eintritt in die EU, ist ein gutes Beispiel: der dortige Erfolg durch Gesundschrumpfung mit anschliessender Steigerung der Wirtschaftskraft ist bemerkenswert.

Dazu brauchen wir wieder Kunden, die bereit sind, für eine Idee, für eine Innovation, für Produkte und Dienstleistungen ihr Geld auszugeben. Aber wer «schreit» zur Abwechslung einmal nach Kunden und nicht immer nur nach Arbeitsplätzen? Es nützt niemandem, auch nicht den Arbeitslosen, wenn politisch und gewerkschaftlich nach Staat und Arbeitsplatzzwang gerufen wird. Der Wirtschaft erginge es wie aktuell der Fluggesellschaft Swiss: seit Beginn, falsch gestellte Fragen und eine unablässige Zufuhr riesiger, fremder Finanzmittel (von aussen und nicht aus eigener Kraft erwirtschaftet.

Verantwortungsbewusstsein - in bezug auf sich selbst wie auf die Gesellschaft - muss von allen gelebt werden. Das Bildungs- und Gesellschaftssystem kann dazu nachhaltig beitragen. Langfristig ausgelegte Wirtschafts- und Familienpolitik muss die Voraussetzungen dafür schaffen, dass jeder die Chance auf einen qualifizierten Arbeitsplatz erhält. Sie wird aber auch das Verständnis dafür fördern müssen, dass leider nicht jeder ein Recht auf Arbeit hat. Klar, wir sollen uns nicht einfach abfinden, mit der grösser werdenden Arbeitslosen-Zahl. Wir müssen zwangsläufig die Bedingungen zum Arbeitsumfeld, von allen Seiten her, verbessern. Das mühsame Ringen um mehr Beschäftigung bleibt in absehbarer Zukunft - für alle politischen Richtungen - die zentrale Herausforderung. Die Forderung kann also höchstens heissen: «wir brauchen von allen, als Bürger und Beteiligte am Wirtschaftsprozess, die Bereitschaft sich mehr anzustrengen.»

Die politischen Kreise - tendenziell links und jene von ganz rechts - mit ihrer internationalen Abschottungstendenz sind angehalten, mehr die Leistungsbereitschaft und das Unternehmertum zu fordern und selber zu fördern. Dann würden sie soziale und staatliche Hemmnisse und Hürden selber abbauen helfen und so der Wirtschaft zu mehr Wachstum, vermehrtem Wettbewerb, grösserer Innovationskraft und damit zu einer Prosperität verhelfen, die auch Umwelt und Sozialwirtschaft mitfinanzieren kann. Sogar mehr Bildung und Forschung wären wieder möglich, und das bei gleichbleibender Staatsquote. Allen wäre geholfen. Vor allem hätte die jüngere Generation eine starke Volkswirtschaft als motivierendes Vorbild und würde besseres, weil weniger mit Schulden belastetes, Erbe antreten können.

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