Konjunkturentwicklung Europa

Von: Kirianne Weiss
Sonntag, den 9. November 2003, 19:39

Hallo Herr Gisi
Die Amerikanische Konjunktur geht, wenn man den Zeitungen glauben darf, wieder stärker aufwärts.
Was glauben Sie, was das für Auswirkungen auf die Europäische Marktlage haben wird? Wird Europa vom Aufschwung mitgerissen oder hält die Flaute noch länger an?
Mir fällt auf, dass die wirtschaftlichen Depressionen mit zunehmendem Wohlstand der Gesellschaft weniger schwer und langanhaltend sind. Ist es so, dass es in Zukunft praktisch nur noch aufwärts geht? Wie sehen Sie das?


Von: Gisi Roger
Montag, den 10. November 2003, 7:57

Geschätzte Frau Weiss

Dass die Verantwortlichen in den USA mit Zahlen jonglieren, ist leider eine Tatsache. Die reellen Zahlen sind bei einem absolut bescheidenen Wachstum.

Allerdings wirkt sich die bekannte Wall-Street-Kommunikation im positiven Sinne auf unsere Wirtschaftspsychologie aus. Leider können weder Politiker noch Konsumenten die tatsächlichen Ausgabe beschleunigen. Bei wohl schwächster Finanzlage der Staats- wie Privathaushalte seit vielen Jahren werden nicht die Ausgaben sondern die Verschuldung zunehmen. Fundierte Reformpolitik sowie vermehrter Einsatz der Mitarbeiterschaft, bei seriöserer Managementtätigkeiten, würden dem gesamten Mitteleuropa - und besonders der Schweiz - sehr gut anstehen.
Nach wie vor leben wir, wie die USA, auf zu grossem Fusse und müssten erst wieder eine längere Zeit fundiert und seriös Wirtschaften - d.h. öffentliche und private Schulden und Strukturdefizite abbauen und grosse Schuldentilgungen realisieren. Dazu müssten alle Länder die "tickenden Finanzzeitbomen" der Sozialen Altersvorsorge bei verbesserter Demographie durch Umlagerung des Generationenvertrages konsequent angehen.

Nein - es wird auch in Zukunft nicht immer aufwärts gehen. Meine persönliche Meinung ist, dass dies auf die Dauer auch nicht gut wäre. Wir Menschen sind so geschaffen, dass es uns von Zeit zu Zeit gut tut, wenn wir auf den Boden der Realität zuückgeholt werden. Offenbar brauchen wir das.